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Die bessere Hälfte I Jüdische Künstlerinnen bis 1938

Auftraggeber: Jüdisches Museum Wien
Ausstellungsarchitektur: Conny Cossa, Julia Nuler
Kuratierung: Sabine Fellner und Andrea Winkelbauer
Ausstellungsdauer: 4.11.2016 – 1.5.2017
Fotos: Conny Cossa

Ausstellungen
Am Aufbruch in die Moderne waren viele Künstlerinnen beteiligt, die sich trotz der schlechten Rahmenbedingungen für Frauen im Kunstbetrieb durchsetzen konnten. Malerinnen wie Tina Blau oder Broncia Koller-Pinell haben heute ihren Platz in der Kunstgeschichte. Viele andere sind – zu Unrecht – in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung „Die bessere Hälfte“ stellt mehr als 40 Künstlerinnen vor und zeichnet deren außergewöhnliche Ausbildungs- und Karrierewege nach, die vom Kampf um Anerkennung in einer männlich dominierten Kunstszene erzählen, aber auch von vielversprechenden Karrieren, die durch Vertreibung und Exil unterbrochen oder in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus beendet wurden.
In der Ausstellungsarchitektur wird der Spiegel als zentrales Gestaltungselement verwendet. Die Idee des Spiegels leitet sich aus dem Gedanken ab, dass in der Zeit, in der die vorgestellten Künstlerinnen lebten das Boudoir (neben der Küche) der Raum der Frau per se war. Zentrales Element dieser Räume war der Schminktisch mit großem Spiegel. (Josef Hoffmann hat das Thema Spiegel bei der Weltausstellung 1937 mit seinem „ Boudoir d’une grande Vedette“ an die Spitze getrieben als er einen ganzen Raum inkl. Fussboden verspiegelt hat, ein überspitzer Blick auf die Frau.) Der Spiegel aber bleibt undurchdringlich, er gibt nur die Illusion von Freiheit. Oft wurden Künstlerinnen von Männern mit herablassenden oder gönnerhaften Kritiken bedacht, ihre Arbeiten als Zeitvertreib bis zur Eheschließung abgetan. Die den Frauen vorgeworfene Objekthaftigkeit, die ihr Sinnbild im Spiegel wiederfindet, wird in der Ausstellung auf den Kopf gestellt. Verspiegelte Wände thematisieren den Blick von außen, den Blick einer männerdominierten Gesellschaft auf die Kreativität der Frau. In großen Buchstaben kann man einige Zitate von Männern lesen – spiegelverkehrt, von außen. Im Gegensatz zu diesen abfälligen Zitaten steht die hohe Qualität der ausgestellten Werke. Der Spiegel wird zum Symbol des Selbstbehauptung. Der polemisch gewählte Titel „Die bessere Hälfte“ provoziert und hinterfragt: Diese Kunst kann für sich stehen. Sie braucht keine zweite Hälfte, um vollständig zu sein.