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SHV_SullnerHausVorarlberg

Adresse: Sulz, Vorarlberg

Architektur: miss_vdr architektur
Team: Theresa Häfele, Matthäa Ritter, Johanna Werschnig, Julia Nuler
Fotos: Severin Wurnig

Gebautes
Baumeister: Oberhauser & Schedler Bau GmbH
Bauleitung: Jürgen Haller
Zimmermann: Holz Untersander
Fensterbauer: Schwarzmann Fenster
Statik: Merz Kley Partner GmbH
Bauphysik: DI Dr. Lothar Künz ZT GmbH
Bauherrschaft: Roswitha und Norbert Häfele
Fertigstellung: 06/2013
Nettogeschossfläche (beide Wohneinheiten insg.): 257m2
Das grundlegende Prinzip für das räumliche Konzept des Hauses wurde vor Ort, am Baugrund festgelegt. Es entstand unter der Berücksichtigung vieler Parameter wie zum Beispiel: Himmelsrichtung, Umgebung, Grundstücksform, Lage, Geländeverlauf, örtliche Bepflanzung, u. a. Aus all diesen Überlegungen und aus dem Respekt vor diesem speziellen Ort, dem Sullnerberg, entwickelte sich dieses Konzept, das in erster Linie auf der Besonderheit der Hanglage basiert und auf die Einbettung des Gebäudes in die Umgebung achtet. In diesem Haus wird „Leben am Hang“ wörtlich genommen und mit all seinen Konsequenzen als erstes Entwurfsprinzip festgelegt. Die erste Schlussfolgerung ist, dass das natürliche Gelände so belassen wird und keine groben Geländemodellierungen vorgenommen werden. Aus der Berücksichtigung der Parameter ergibt sich eine Ost-West- Orientierung.
Fließrichtung Ost-West
Das Haus wird in der Hauptrichtung Ost-West begangen. Die Bewegung des Bewohners ist auch eine „fließende“ ähnlich der Begehung des Hanges. Denkt man dabei an einen Wasserlauf, so passiert diese Bewegung allmählich und stufenweise über mehrere Ebenen nach unten. Der Bewohner des Hauses kann sich also in dieser Qualität nach unten oder wahlweise nach oben bewegen.
Transparenz und Sichtbezüge
Die Hauptorientierung innerhalb des Hauses verläuft mit der Ost-West-Achse, welche dem Gebäude zwei gleichermaßen wichtige Ausrichtungen verleiht. Folglich sind die Fassaden Ost und West als Stirnseiten gedacht, die möglichst viel Licht und Transparenz zulassen. Sie werden von den eher geschlossen gedachten Fassadenebenen Nord und Süd flankiert und nur dort geöffnet, wo es einen energetischen oder funktionalen Sinn macht.
Infrastrukturkerne
Stahlbetonkerne in Sichtbeton beinhalten die gesamten Haustechnikschächte und alle Nebenräume. Sie spielen die Wohnräume frei von Rohren, Leitungen und zusätzlichen Abgehängten Decken. Idealerweise sind auch alle Nasszellen in den Betonbauteilen untergebracht. Um auf das Bild des Wasserlaufes zurückzukommen, funktionieren die Kerne wie Steine, die die Geradlinigkeit des Wassers brechen, Wirbel bilden und der Bewegung der Bewohner durchs Haus andere Richtungen und Bezüge geben können. Optisch nehmen sie durch dieselbe Materialität den Bezug zum naturbelassenen, hellen Estrich des Bodens auf.
Flexible Nutzung
Die Wohneinheiten sind in ihrer Nutzbarkeit flexibel. Das Raumprogramm kann sich den Bedürfnissen der Bewohner anpassen. Durch die Veränderungen in der Familienstruktur über die Zeit wurde als Entwurfsprinzip auf Adaptierbarkeit bezüglich der Anzahl der Bewohner und sich ändernde Nutzer großer Wert gelegt.
Die Ausdehnung des Baukörpers in die Länge und die Überwindung von nur einem halben Geschoss hin zum großzügigen Wohnraum des EGs, ermöglicht den Einbau einer barrierefreien Rampe, falls diese nötig sein würde. Folgerichtig ist der ostseitige Infrastrukturkern so dimensioniert, dass ein behindertengerechtes Bad/WC möglich wäre und die jetzigen Arbeitsräume als Schlafräume umfunktioniert werden könnten.
Materialien
Die Umweltverträglichkeit und die Möglichkeit zur Wiederverwertung der Materialien wurde in diesem Projekt von Anfang an mitgedacht. So handelt es sich um einen Holzbau in Massivbauweise, der als ökologisch sehr gut bewertet wird. Als Dämmmaterial wurden natürliche Baustoffe bevorzugt. Alle Materialien wurden so ausgesucht, dass eine Ausführung in Sicht möglich ist, wobei diese vorherrschend unbehandelt belassen wurden, wie dies auch bei der Rheinzinkfassade der Fall ist. Die erdberührten Bauteile sind aus Sichtbeton.